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Die Hundeführerschein‑Debatte nimmt Fahrt auf: Während in einigen Bundesländern bereits Sachkunde‑ oder Versicherungspflichten gelten, wird bundesweit über ein einheitliches Modell diskutiert – besonders relevant für Stadthunde und die ÖPNV‑Nutzung. Gleichzeitig unterscheiden sich Maulkorb‑ und Leinenvorgaben je nach Land, Gemeinde und Verkehrsverbund erheblich. Dieser Leitfaden bündelt die wichtigsten Rechtsgrundlagen, Praxisregeln im Nah‑ und Fernverkehr sowie konkrete To‑dos für Halter:innen. (Stand: September 2025)
Hundeführerschein 2025: Bundesweite Pflicht? Bundesländer‑Check
Kurzfazit vorab: Es gibt noch keine bundesweite Pflicht. Der politische Druck steigt jedoch – mehrere Länder verschärfen Regeln oder planen neue Nachweise.
Wo die Debatte steht
- Bundesweite Forderungen: Der Berufsverband der Hundeerzieher:innen (BHV) und die Deutsche Kinderhilfe fordern verbindliche Sachkunde vor Anschaffung sowie eine bundesweit einheitliche Regelung – inklusive Abschaffung von Rasselisten. (Quelle: hundeschulen.de)
- Berlin: Bereits heute gilt in Berlin u. a. eine allgemeine Leinenpflicht (seit 01.01.2019) und es existiert ein Sachkundenachweis („Hundeführerschein“) als Instrument zur Leinenbefreiung. Politisch wird eine Ausweitung/Neuausrichtung diskutiert; die Senatskommunikation und Berichte über eine Anhörung im Abgeordnetenhaus stützen diese Richtung. (Quelle: Berlin.de)
- Bremen: Der Senat hat 2025 eine Neufassung der Hundehaltungsregeln beschlossen; die Reform integriert bisherige Pflichten und bereitet weitere Maßnahmen vor (Einführung in Etappen ab 2026 geplant). (Quelle: senatspressestelle.bremen.de)
- Öffentliche Meinung & Fachkritik: Medien berichten regional kontrovers; Beispiel HNA: Ein Schäferhund‑Vereinsvertreter hält reine Prüfungen für nicht ausreichend und plädiert für fortlaufendes Training. (Quelle: HNA)
Niedersachsen als Vorbild: Was der „Hundeführerschein“ dort wirklich bedeutet
- Pflicht für Erst‑Hundehalter:innen: Seit 01.07.2013 ist in Niedersachsen für Ersthalter:innen eine theoretische Sachkunde vor Anschaffung und eine praktische Prüfung im ersten Jahr vorgeschrieben. (Quelle: ml.niedersachsen.de)
- Rechtsgrundlagen: § 3 NHundG (Sachkunde), flankiert von Register‑ und Versicherungspflichten (§§ 6, 16, 5 NHundG). (Quelle: VORIS)
- Wichtig für die Praxis: Der Fragenkatalog und die Prüfungsorganisation sind landesweit standardisiert; Theorie (Multiple‑Choice) und Praxis decken Alltagssituationen, Leinenführung, Begegnungen und Gesetzeskunde ab. (Quelle: joomla.wattpfote.de)
Berlin heute – und morgen?
- Aktueller Stand: Das Berliner Hundegesetz (HundeG) regelt u. a. Leinenpflicht, Sachkunde, Register und Versicherung (mind. 1 Mio. €). Eine Leinenbefreiung ist via Sachkunde/Wesenstest möglich. (Quelle: Berlin.de)
- Ausblick: Medienberichte und NGO‑Statements beschreiben Pläne für einen Hundeführerschein für alle und die Ablösung der Rasseliste – ein Schritt, den Fachleute in einer Anhörung unterstützten. (Formelle Gesetzesnovellen bleiben abzuwarten.) (Quelle: Presse Portal)
Pro & Contra kurz erklärt
- Pro: Nachweisbare Sachkunde reduziert Fehlverhalten, erleichtert Wohnungs‑ und ÖPNV‑Alltag und kann Beißvorfälle vorbeugen. (Quelle: hundeschulen.de)
- Contra: Ein Einmaltest ersetzt kein kontinuierliches Training; Gefahr von Scheinsicherheit und Bürokratie. (Quelle: HNA)
Hundehaftpflicht: Wo ist sie Pflicht?
Eine Hundehaftpflicht ist in mehreren Ländern gesetzlich vorgeschrieben – Details und Deckungssummen unterscheiden sich:
- Berlin: Pflicht ab Beginn der Haltung, mind. 1 Mio. €, Selbstbeteiligung max. 500 €/Jahr. (Quelle: Gesetze Berlin)
- Hamburg: Pflicht, Mindestdeckung 1 Mio. €, Regelung im Hundegesetz. (Quelle: Hamburg)
- Niedersachsen: Pflicht ab 6 Monaten, mind. 500.000 € Person‑/250.000 € Sachschäden. (Quelle: VORIS)
- Sachsen‑Anhalt: Pflicht (u. a. 1 Mio. € Personen, 50.000 € Vermögensschäden). (Quelle: Landesportal Sachsen-Anhalt)
- Schleswig‑Holstein: Versicherungsgebot (§ 6 HundeG SH; Soll‑Vorschrift mit Fakt‑Pflicht‑Charakter). (Quelle: lexaris.de)
- Thüringen: Pflicht, 500.000 € Personen/250.000 € Sachschäden. (Quelle: umwelt-online.de)
Praxis‑Tipp & Verbraucherschutz: Tarife unterscheiden sich stark (Deckung, Mietsachschäden, Ausland, Welpen). Vergleiche und Verbraucher‑Hinweise findest du bei hundehaftpflichtplus.de und im Verbraucherschutzforum. (Beide liefern praxisnahe Einordnung; rechtlich maßgeblich sind die Landesgesetze.)
ÖPNV‑Regeln für Hunde: Maulkorb, Leine, Ticket im Vergleich
Warum das wichtig ist: In Bus, Tram, U‑ & S‑Bahn gelten Verbund‑AGB, die sich regional unterscheiden. Für Fernverkehr (DB) gibt es bundesweite Regeln. Wer die Details kennt, vermeidet Konflikte – gerade mit Maulkorb‑/Leinenpflicht.
Deutsche Bahn (Fern‑ & Nahverkehr)
- Klein & in Transportbox: kostenlos (wie Handgepäck).
- Größere Hunde: i. d. R. Kinderfahrkarte nötig; Leine & Maulkorb Pflicht.
- Reservierung: nicht zwingend, aber im Fernverkehr empfehlenswert. Deutsche Bahn
Stadt‑/Regionalverbünde – was unterscheidet sich?
- BVG (Berlin): Hunde angeleint; kleine in Box. Maulkorb, wenn andere gefährdet werden könnten; Hausrecht/Personal kann eingreifen. (Quelle: nachgefragtabgehakt)
- MVV/MVG (München): Hunde immer angeleint; Maulkorb, wenn Mitreisende gefährdet werden könnten (insb. bei als gefährlich eingestuften Hunden). (Quelle: MVV München)
- HVV (Hamburg): Hunde stets an der Leine; vermutet gefährliche oder gefährdende Hunde müssen Maulkorb tragen; Listenhunde nach Hamburger Recht verboten. (Quelle: Hamburger Verkehrsverbund)
- VRR (Rhein‑Ruhr): Hunde dürfen mit; Ticket‑ und Sicherheitshinweise (z. B. Leinenpflicht) beachten; Details in den Verbundinfos. (Quelle: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr)
Verbund | Leine | Maulkorb | Ticketregel (Auszug) |
---|---|---|---|
DB | Ja (große Hunde) | Ja (große Hunde) | Kinderfahrschein für große Hunde; kleine in Box kostenlos. |
BVG (Berlin) | Ja | Situativ/bei Gefährdung | Kleinhunde in Box kostenlos; sonst Haustierregelung. |
MVV/MVG (München) | Ja | Situativ / bei Gefahr / „gefährliche“ Hunde | Tarifdetails je Ticket, Box‑Regel bei Kleinhunden. |
HVV (Hamburg) | Ja, immer | Für vermutet gefährliche/gefährdende Hunde Pflicht; Listenhunde Verbot | Tarif‑PDF: § 12 „Beförderung von Tieren“. |
VRR (Rhein‑Ruhr) | Ja (üblich) | je nach Hund/Situation | Verbundkommunikation (Hund im ÖPNV). |
Deutschlandticket & Hund? Das Ticket ist personenbezogen; Hunde sind nicht automatisch inkludiert. Je Verbund gelten eigene Mitnahmeregeln (FAQ beachten, z. B. HVV‑FAQ). (Quelle: Hamburger Verkehrsverbund)
So wird dein Hund „ÖPNV‑fit“ (Praxis)
- Muzzle‑Training: Positiv konditionieren (Leckerli durch den Maulkorb, kurze Tragezeiten, schrittweise steigern), lange vor der ersten Fahrt.
- Leinen‑Management: Kurze Leine im Fahrzeug; Schleppleinen sind in Bereichen mit Leinenpflicht ungeeignet.
- Rush‑Hour vermeiden: Stufenweise steigern – erst Nebenzeiten, dann dichteres Gedränge.
- Sitz/Platz neben dem Körper: Sicherheit & Distanzwahrung.
- Dokumente dabeihaben: Versicherungsnachweis (wo vorgeschrieben), Sachkunde‑/Wesenstest (falls vorhanden), Maulkorb griffbereit.
Stadthunde im Alltag: Maulkorb‑ und Leinenpflicht nach Region
Wichtig: Neben Landesgesetzen existieren kommunale Verordnungen – sie legen fest, wo Leinen‑ oder Maulkorbpflicht gilt (z. B. Innenstädte, Spielplatznähe, Grünanlagen, ÖPNV).
Berlin
- Allgemeine Leinenpflicht seit 01.01.2019 – stadtweit (Ausnahmen: ausgewiesene Freilaufgebiete). Leinenbefreiung möglich (Sachkunde/Wesenstest). (Quelle: Berlin.de)
- Versicherung: Pflicht (mind. 1 Mio. €, SB max. 500 € pro Jahr). Register‑ und Chip‑Pflicht gelten ebenso. (Quelle: Gesetze Berlin)
- Info‑Service: Bezirksseiten klären Details (Hundegesetz‑FAQ, Durchführungsverordnung). (Quelle: Berlin.de)
Hamburg
- Grundsatz: Anleinpflicht in ganz Hamburg; gefährliche Hunde immer Maulkorb + Leine. Befreiung von der Leine nach Gehorsamsprüfung möglich. (Quelle: Hamburg)
- Pflichten: Haftpflicht, Mikrochip, Hunderegister. (Quelle: Hamburg)
- ÖPNV: Siehe HVV‑Tarif (§ 12): Leine immer, Maulkorb bei vermuteter Gefährlichkeit; Listenhunde sind ausgeschlossen. (Quelle: Hamburger Verkehrsverbund)
Nordrhein‑Westfalen (NRW)
- Landeshundegesetz (LHundG NRW): Allgemeine Halterpflichten; besondere Regeln für gefährliche Hunde, Hunde bestimmter Rassen und große Hunde. Maulkorbpflicht trifft v. a. gefährliche Hunde; Leinenpflicht an bestimmten Orten (Fußgängerzonen, Parks etc.) und nach kommunaler Satzung.
- Kommunale Ausnahmen/Befreiungen (z. B. nach Verhaltensprüfung) sind möglich – Beispiel Verwaltungsinfo Stadt Löhne.
Bayern / München (kommunal geprägt)
- Kein bayernweiter genereller Leinenzwang; die Städte regeln. In München: Leinenpflicht u. a. in der Innenstadt (Altstadtring), ÖPNV, Veranstaltungen, Betretungsverbote auf Spielplätzen; Maulkorbpflicht für „Kampfhunde“ ohne Negativzeugnis.
- ÖPNV München (MVV/MVG): Hunde angeleint, Maulkorb situativ; Details siehe Verbundseite.
Schleswig‑Holstein, Niedersachsen, Sachsen‑Anhalt, Thüringen (Auszug)
- Schleswig‑Holstein: Landes‑Hundegesetz mit Anleinpflicht an vielen Orten (inkl. ÖPNV); Versicherungsgebot (§ 6). (Quelle: lexaris.de)
- Niedersachsen: Vorbild beim Sachkundenachweis (s. o.); Register‑, Chip‑ und Versicherungspflicht sind geregelt. (Quelle: VORIS)
- Sachsen‑Anhalt: Versicherungspflicht ausdrücklich normiert (1 Mio. € Personen, 50.000 € Vermögensschäden). (Quelle: lexaris.de)
- Thüringen: Versicherungspflicht mit Mindestdeckung (500.000/250.000 €). (Quelle: umwelt-online.de)
Hinweis Verbraucherschutz: Die juristische Einordnung und die praktische Sinnhaftigkeit eines bundesweiten Hundeführerscheins werden kontrovers diskutiert – vom Mehr an Sicherheit bis zur Bürokratielast. Lokale Berichte (etwa HNA) zeigen, dass kontinuierliches Training oft als wirksamer angesehen wird als ein Einmal‑Test.
Fazit
Für 2025 gilt: Einheitliche Bundesregeln gibt es noch nicht – aber der Trend geht zu mehr Sachkunde und klareren Pflichten. Im Alltag zählen kommunale Verordnungen und Verbund‑AGB: Leine fast überall, Maulkorb je nach Hund/Situation, Ticket‑/Box‑Regeln beachten. Wer Recht & Regeln kennt, fährt stressfreier – und schützt Hund wie Mitmenschen. Halter‑To‑do: Rechtslage deiner Stadt prüfen, ÖPNV‑Regeln speichern, Maulkorbtraining starten – und Hundehaftpflicht mit passenden Bausteinen wählen.
Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine Rechtsberatung. Verbindlich sind immer Landesgesetze, kommunale Verordnungen und Tarif‑/Beförderungsbedingungen des jeweiligen Verkehrsunternehmens.